Am Freitag, den 2. August, hieß es (leider) sehr früh aufstehen und sich von allen verabschieden. Die Orientierungswoche hatte sich ihrem Ende zugeneigt und der Bus, der uns abholen und nach Auckland fahren würde, erschien 6.15 Uhr. Von dort aus flogen wir weiter nach Christchurch. Unsere Route führte dabei über die Neuseeländischen Alpen bzw. die Südalpen und die Aussicht war einfach atemberaubend! Ich hing quasi nur an der Fensterscheibe und bewunderte die beeindruckende Landschaft.
Am Flughafen trennte sich dann auch mein Weg mit dem der anderen 6 Freiwilligen, die auf die Südinsel geflogen waren und in zwei Projekten in der Nähe von Christchurch arbeiten würden. Liz, meine Chefin und Koordinatorin, holte mich ab und obwohl ich eigentlich weiß und wusste, dass hier das Lenkrad auf der anderen Seite ist, ging ich erstmal zielstrebig und aus Gewohnheit zur rechten Seite des Wagens. Liz setzte mich später an meinem neuen Zuhause ab, wo ich seither mit meinen Mitbewohnerinnen Tori und Sarah, zwei Lehrerinnen an der Schule, wohne. Sarah fährt aber jedes Wochenende nach Christchurch, um bei ihrer Familie zu sein. Das Haus wurde extra für in der Schule arbeitende Lehrer gebaut (weswegen es auch oft als das Lehrerhaus bezeichnet wird) und hat einen großen Gemeinschaftsraum, bestehend aus offener Küche und Wohnzimmer, von dem drei Türen abgehen, die zu unseren eigenen Räumen führen. Dementsprechend habe ich sogar ein eigenes Bad und dazu noch ein begehbares Schrankzimmer! Ziemlich klasse, was? Daneben nimmt das Queen-Size-Bett einfach mal gefühlte 50% meines Zimmers ein 😂.
Den Tag darauf bot mir Tori an, mich in das 40 Minuten entfernte Hanmer Springs mitzunehmen. Sie hatte dort Training im Netball, ein ziemlich verbreiteter Sport hier in Neuseeland neben dem Rugby. Währenddessen nutzte ich die Zeit in Hanmer um einen Hügel mit einer Aussichtsplattform hochzulaufen, wofür man jeweils hin und zurück durchschnittlich 20 Minuten braucht. Oben angekommen wurde ich dann mit einer wunderschönen Aussicht belohnt.
Daneben ist Hanmer Springs vor allem für sein reiches Angebot an Freizeitaktivitäten bekannt – Hot Pools, Bungeejumping, Kajaken, Wanderwege, etc… Da Tori noch mit ihren Freuden nach dem Training ausgehen wollte und ich noch kein Auto besaß, fragte sie eine Teamkollegin, ob sie mich stattdessen zu Liz fahren könnte. Sie hatte mich eingeladen, über Nacht zu bleiben und am Morgen mit ihr in die Kirche in Rotherham zu gehen. Rotherham ist ebenfalls ein Dorf, zu welchem man von Culverden aus 10 Minuten mit dem Auto braucht. Ich sage es mal so, meine Fahrerin wollte mich zumindest bei Liz` Farm absetzen, aber ganz funktioniert hat es nicht. Das habe ich aber erst gemerkt, als sie schon davongefahren war und eine mir vollkommen fremde Seniorin im Garten stand und Rasen mähte. Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten über den Rasenmäher hinweg, klärte sich dann aber, dass sie auch Liz hieß und die Liz, zu der ich wollte, eine Farm weiter wohnte. Sie war dabei richtig nett, offen und anscheinend überhaupt nicht genervt oder verärgert, dass ich plötzlich verwirrt in ihrem Garten auftauchte. Sie zeigte mir daraufhin den Weg und begleitete mich fast die gesamte Strecke. Dabei ging es hauptsächlich querfeldein und über einen elektrischen Zaun. Angekommen befasste ich mich den Großteil des Nachmittags mit der Onlinesuche nach einem Auto. Je schneller man hier einen Wagen hat, desto besser. Man ist ja doch schon recht abgeschnitten und alles ist sehr weitläufig. Naja, jedenfalls schrieb ich auch zwei Verkäufer an und hoffte in den nächsten Tagen auf eine Antwort (die aber nie kommen sollte…). Zu der ganzen Autogeschichte aber in einem anderen Beitrag mehr.

Wie gesagt fuhren am nächsten Morgen Liz und ich zur Kirche. Ich war daran interessiert, wie der Gottesdienst hier ist und wie er sich zu dem bei uns in Deutschland unterscheidet. Ziemlich auffällig ist, dass man hier eigentlich so gar keinen Gebrauch von den Gesangbüchern macht. Stattdessen gibt es jedes Mal einen Beamer und eine PowerPoint, auf der sich die Songtexte und vorgelesenen Psalmen, Sprüche, Verse, etc. befinden. Daneben gefällt mir an den gesungenen Liedern, dass sie sozusagen „modern“ sind und gut und gerne auch während Jugendtreffen gesungen werden könnten. Generell habe ich das Gefühl, dass die Kirche hier etwas lockerer und persönlicher ist. Was nicht allzu überraschend kommt, wenn man bedenkt, dass die Gemeinde sehr klein ist und meistens nur ca. 15 Leute am Gottesdienst teilnehmen. Wie ich schon bei meinem Bericht über die Orientierungswoche angedeutet habe, lieben Neuseeländer wie es scheint ihre kleinen Zwischenmahlzeiten wie den „Morning Tea“ (Morgentee), den es auch in Form von Keksen, Kuchen und Tee immer nach dem Gottesdienst gibt. Ich kann nicht behaupten, dass ich von dieser Tradition abgeneigt bin.
Weiterhin war ich am Sonntagabend bei einer Abschiedsfeier von einer angehenden Lehrerin eingeladen. Sie würde die nächste Woche in ihre Heimat, die USA, zurückkehren, nachdem sie ein halbes Jahr in Neuseeland und an der Amuri Area School war. Dabei lernte ich auch schon viele zukünftige Arbeitskollegen kennen, was ziemlich praktisch war. Warum ich das erzähle? Weil ihre Gastfamilie einfach mal die größten Katzen hatte, die ich je gesehen habe! Ich glaube, man nennt sie Maine Coon-Katzen, oder so ähnlich (ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung) und sie waren einfach doppelt so groß und fluffig wie eine normale Hauskatze! Leider habe ich keine Bilder von ihnen, aber ich war einfach den gesamten Abend richtig fasziniert von diesen Fellknäulen und diese Bezeichnung ist im wahrsten Sinne des Wortes zu betrachten. Hach ja, ich bin leider echt süchtig nach Katzen (und Enten), seitdem ich unsere zuhause zurücklassen musste. Am liebsten hätte ich sie einfach eingepackt und mitgenommen.
Soweit zu meinen ersten drei, doch schon recht ereignisreichen Tagen in Culverden. Am folgenden Montag fing ich dann an, in der Amuri Area School zu arbeiten. Und ich kann nicht behaupten, dass ich nicht aufgeregt war.
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